Wie Gründächer Wetterextreme mildern können
Florian Jauk
veröffentlicht am 19.9.2024
Verkehrte Welt: Während Teile Österreichs im Wasser versinken, versinken Teile der iberischen Halbinsel im Feuer. Waldbrände haben Portugal dieses Jahr bisher weitestgehend verschont, Ende vergangene Woche haben Hitze, Trockenheit und Wind das Fass dann doch zum Überlaufen gebracht. Die Folge sind massive Waldbrände in großen Teilen des Landes – vor allem im Norden lodern die Flammen.
Die Rückkehr der Maske – Ereignisbericht aus Porto
Keine angenehme Situation, die ich bei meinem Aufenthalt in der nordportugiesischen Stadt Porto aus nächster Nähe beobachte. Der größte Brandherd des Landes in der Region Aveiro ist nur knapp 60 Kilometer entfernt, auch in meiner unmittelbarer Nähe sind Hunderte Feuerwehrleute mit Löscharbeiten beschäftigt. Die Folgen sind deutlich spür- beziehungsweise sichtbar. Seit Tagen hängt ein dichter Schleier über Porto, die Sonne erscheint wie ein glühender Ball am Himmel, ihre Strahlen erreichen aber nur selten die Erdoberfläche. Der Geruch von verbrannter Erde breitet sich aus, teilweise rieseln kleine Aschepartikeln vom Himmel. Ich verlasse das Haus daher nur mit FFP2-Maske, denn die Konzentration an schädlichen Partikeln in der Luft ist seit Sonntag deutlich angestiegen.
Dichte Rauchwolken liegen seit Tagen über Porto.
Die Sonne ist durch die Rauchschwaden kaum noch sichtbar.
Viele Menschen haben in den Flammen ihr Hab und Gut verloren, fünf sogar ihr Leben. Rund 4000 Feuerwehrleute sind derzeit im Einsatz, einige Brände konnten bereits unter Kontrolle gebracht werden. Und es ist Besserung in Sicht: Wetterprognosen sagen kühlere Temperaturen, weniger Wind und sogar etwas Niederschlag im Landesinneren voraus. Dann ist im wahrsten Sinne des Wortes Durchatmen angesagt. Aber was hat das alles mit Gründächern zu tun?
Wie Gründächer Auswirkungen des Klimawandels abmildern können
Wie auch die Hochwasser in Österreich werden die Waldbrände in Portugal durch die Auswirkungen der Klimakrise verschärft. Gründächer können zwar keine Hochwasser aufhalten und Waldbrände verhindern, dennoch liefern sie einen Beitrag zur Milderung der Auswirkungen durch die Erderwärmung. Während sie Wasser zurückhalten und speichern können – insbesondere Detentionsdächer mit große Wasserspeichern – werden Pflanzen durch Gründächer in Zeiten von Trockenheit langfristig mit Wasser versorgt.
Durch ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern und die Umgebungstemperatur zu senken, tragen Detentionsdächer außerdem zur Reduzierung von Hitzeinseln bei. In heißen, trockenen Perioden wirken sie wie natürliche Klimaanlagen, indem sie durch Verdunstung Luft kühlen und damit das Risiko von Bränden mindern. Zudem verbessern sie die Luftqualität, indem sie Schadstoffe filtern, und schaffen zusätzliche Grünflächen, die als Feuchtigkeitspuffer dienen. Ich möchte noch einmal betonen: Gründächer sind kein Allheilmittel! Naturkatastrophen wie die Hochwasser in Österreich und Waldbrände in Portugal können nur durch Gründächer alleine nicht verhindert werden. Dennoch wirken sie den Auswirkungen des Klimawandels, die wir in den nächsten Jahren noch häufiger erleben werden, entgegen. Wollen wir uns besser an die neuen klimatischen Verhältnisse anpassen, brauchen wir Renaturierung und Entsiegelung: Gründächer können dabei eine wichtige Rolle spielen. Deswegen sollten sich auch auf Neubauten gesetzlich verankert werden.