Kategorie: Der Klimajäger klärt auf
Glücklich, wer ein Gründach hat!

Andreas Jäger
veröffentlicht am 16.4.2025
Es sieht nicht gut aus für den Sommer. In den Flüssen rinnt wenig Wasser und von den schneearmen Bergen ist nach dem trockenen Winter keine Hilfe zu erwarten. Mit etwas Wetterpech kann das ein verheerender Dürresommer werden. Glücklich, wer wertvolles Wasser am Gründach gespeichert hat.
Seit 40 Jahren gab es im Bodensee nicht mehr so wenig Wasser. Am Ufer des Dreiländersees liegen Algen und Muscheln frei und Gestank macht sich breit. Aber das ist das geringste Übel: Schwerer wiegt der Wassermangel für die Landwirtschaft und die Schifffahrt. Normalerweise schwellen die Flüsse im Frühjahr zum Höchststand an, wenn Regen und Schmelzwasser in den Bächen und Flüssen zusammenrinnen. Da wird heuer nicht viel kommen. Der Winter auf den Bergen war historisch schneearm.

Winter 2024/25 – der trockenste Winter seit 28 Jahren. Die Grafik zeigt die mittlere Gesamtschneehöhe auf den Bergen über 1500m in Österreich. Noch nie in 63 Jahren schneite es weniger als vergangenen Winter. Schmelzwasser von den Alpen wird uns dieses Jahr schmerzlich fehlen. Grafik: Geosphere Austria.
Warum ist Schnee so wichtig?
Wie wichtig Schnee ist, sieht man im Rückblick auf den vergangenen Sommer 2024: Im Februar lag überdurchschnittlich viel Schnee auf den Bergen, dadurch konnte Schmelzwasser den trockenen Sommer in Tirol oder Kärnten ausgleichen. Ganz anders im östlichen Flachland: Im Flachland fällt im Winter schon lange kaum mehr Schnee und so hatte man dem trockenen Sommer in Oberösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland nicht entgegenzusetzen. Es kam zu massiven Dürreschäden und die österreichische Hagelversicherung musste für Ernteausfälle von 150 Millionen Euro aufkommen.

Die österreichische Hagelversicherung (HV) musste vergangenen Sommer Dürreschäden in der Höhe von 150 Millionen Euro begleichen. Wie schlimm wird es diesen Sommer?
Sind die Alpen nicht mehr der Wasserturm Europas?
Die Alpen gelten als „Wasserturm Europas“. Namhafte Flüsse wie der Rhein, die Donau, die Loire oder der Po werden vom Stauregen an den Bergenflanken gespeist. Besonders im Sommer stabilisiert Schmelzwasser aus Schnee und Gletschern die Wasserstände. Mit dem Klimawandel wird dieser Wasserturm immer weniger befüllt. Immer öfter regnet es auch auf den Bergen statt zu schneien und die für manche Regionen lebenswichtige „Gletscherspende“ wird in den kommenden 30 Jahren versiegen, weil die Gletscher verschwinden. Die Alpen werden als Wasserreserve für den Sommer immer öfter ausfallen. Darauf müssen wir reagieren.
Wir müssen selber Wasser speichern – auch am Dach!
Hydrologen und Städteplanern ist das Problem bewusst. Die Antwort auf zukünftige Wasserknappheit ist die Schwammstadt. Regen soll nicht abfließen, sondern in der Stadt – wie in einem Schwamm – gespeichert sein. In Wien wird das bereits für jeden neuen Baum konsequent umgesetzt.

Schwammstadtprinzip: Regenwasser hat Platz sich zu sammeln und steht bei Trockenheit für die Bäume zur Verfügung. Grafik: Bundesanstalt für Wasserwirtschaft.
Ähnliches gilt für die zahllosen Dächer der Stadt. Wasser, das auf den Dächern nicht abließt und dem Gründach zur Verfügung steht, mildert die Hitze im Sommer.

Detentionsdach: Wasser wird am Dach gespeichert und steht den Pflanzen bei Trockenheit zur Verfügung.
Fazit
Durch den Schneemangel auf den Bergen droht das Wasser diesen Sommer knapp zu werden. Gründächer - vor allem in der Ausführung eines regulierbaren „Detentionsdachs“ – leisten einen immer wichtigeren Beitrag zu Linderung des Klimawandels.