Ist mit dem nasskalten Juniwetter der Klimawandel abgesagt?

veröffentlicht am 17.6.2024

Kategorie: Der Klimajäger klärt auf

Ist mit dem nasskalten Juniwetter der Klimawandel abgesagt?

Andreas Jäger

Andreas Jäger

veröffentlicht am 17.6.2024

Keinesfalls, genau das Gegenteil ist der Fall. Die schweren Gewitter mit heftigen Regenfällen in Deutschland und Österreich sind neben Dürren das zweite Gesicht des Klimawandels. Um mit den Folgen sintflutartigen Regens fertig zu werden, brauchen wir Gründächer vor allem in den Städten mehr denn je.

Nasskaltes Wetter im Zeitraum von 4. bis 20. Juni war früher eine der verlässlichsten Wettersingularitäten - die „Schafskälte“. Ähnlich dem Weihnachtstauwetter, war es fahrlässig, nicht mit dem Kälteeinbruch zu rechnen. Speziell, wenn es im Mai auf die Almen ging, wartete man mit dem Scheren der Mutterschafe auf die zweite Junihälfte, um die Tiere nicht zu gefährden. Der Begriff „Schafskälte“ bürgerte sich ein.

Was hat der Klimawandel mit der Schafskälte gemacht?

In der Zwischenzeit ist es mit der Schafskälte nicht mehr so weit her. Die Eintreffwahrscheinlichkeit der Schafskälte soll in den letzten 30 Jahren des Klimawandels auf 33% gesunken sein – sie kommt also seltener, aber auch ihr Gesicht hat sich geändert, sie ist nasser als früher.

Die Ursache der Schafskälte liegt - ähnlich den Eisheiligen - in der unterschiedlichen Erwärmung von Meer und Land. Wenn im Frühjahr die Sonne wieder steiler am Himmel steht, erwärmt sich das Land schneller als das Meer. Dadurch steigt warme Luft auf, der Druck fällt und kühlere Luft wird vom Meer angesaugt. Manchmal wird dieser Effekt als „Europäischer Sommermonsun“ bezeichnet.

Mehr Regen vom Atlantik

Das war schon immer so. Was sich geändert hat, ist die Luft über dem Meer – sie ist tendenziell wärmer und damit feuchter als früher. Das hat aktuell zwei Gründe: Noch nie, seit wir Wassertemperaturen im Atlantik messen, war das Meer so warm und gibt daher bereitwillig Wasserdampf an die Atmosphäre ab.

Meeresoberflächentemperatur der Ozeane: Die globalen Wassertemperaturen zwischen 60° Süd bis 60° Nord befinden sich seit einem Jahr auf einem Höhenflug. Das heizt die Wettermaschine an. Tiefdruckgebiete vom Atlantik sind mit mehr Wasser beladen. Bild: Kopernikus.

„...das zweite Gesicht des Klimawandels“

Als Folge der Wärme laden sich die Tiefdruckgebiete randvoll mit Wasserdampf und ziehen eines nach dem anderen vom Atlantik auf das Festland – und regnen sich dort aus. Schwere Gewitter, Hochwasser und Muren sind die Folge. Derartige Wetterlagen gab es auch früher, aber mittlerweile jagt ein „hundertjährliches“ Hochwasser das andere. Weil die Gewitter einfach mehr Wasser tragen als früher. Speziell in Deutschland kann man ein Lied davon singen.

Das ist das zweite Gesicht des Klimawandels. Warme Luft trocknet, das führt zu Dürren. Warme Luft kann aber gleichzeitig mehr Wasser tragen, das führt im Verein mit Tiefdruckgebieten zu Überschwemmungen. Der Gott des Klimawandels ist Janus der doppelgesichtige Gott der Römer, der Gott des Anfangs und Endes.

Gründach wird ein Must-have

Also insgesamt mehr sintflutartiger Regen als früher. Mit dieser Auswirkung des Klimawandels werden wir leben müssen. Nun müssen wir allerdings lernen, damit umzugehen. Besonders in Deutschland (wie ich im Grünstadtsymposium in Dornbirn in Vorarlberg erfahren durfte) sieht man Gründächer nicht mehr nur als wichtige Kühlung im Sommer.

„Flachdächer als grüne Retentionsdächer auszuführen, ist in vielen Regionen schon Pflicht“

Vermehrt geht es um ein Abfedern der Wolkenbrüche. Flachdächer als grüne Retentionsdächer auszuführen ist in vielen Regionen, wie zum Beispiel in Berlin, schon Pflicht. Dächer sollen, wenn möglich, Starkregen zur Gänze zurückhalten und so die Kanalisationen entlasten und Überschwemmungen verhindern. Am besten geschieht das über sogenannte „Detentionsdächer“, sie können Starkregen nicht nur schlucken, sondern später bei Bedarf auch gezielt abgeben.

Fazit

Der Klimawandel ist nicht abgesagt, im Gegenteil: Sintflutartiger Regen ist neben Dürregefahr das zweite Gesicht des Klimawandels. Speziell in Deutschland hat man erkannt, dass wir Gründächer nicht nur zur Kühlung der Städte, sondern auch zur Pufferung der Starkregen brauchen - um Kanalisationen zu entlasten und teure Überschwemmungen zu verhindern.

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