Kategorie: Der Klimajäger klärt auf
Egal, bei welchem Wetter – ein Gründach wirkt
Andreas Jäger
veröffentlicht am 14.5.2024
Zu viel Regen, zu wenig Regen – es sind die immer heftigeren Wetterextreme, die uns in Atem halten. Gründächer werden mit dem Klimawandel vom „nice to have“ immer mehr zum „must have“: Wir brauchen Gründächer, um mit zunehmender Überschwemmungs- und Dürregefahr besser fertig zu werden. Nur logisch und richtig, dass immer mehr Gemeinden die Begrünung von Flachdächern vorschreiben – zum Wohle für alle.
"Seit mittlerweile 11 Monaten läuft die globale Wettermaschine heiß."
Was sich seit Juni des vergangenen Jahres an globaler Wärme manifestiert, ist ohne Beispiel: Seit mittlerweile 11 Monaten läuft die globale Wettermaschine heiß. Das europäische Satelliten-Erdüberwachungssystem Copernicus meldet mit dem vergangenen April den elften(!) Monatsrekord in ununterbrochener Reihenfolge.
Globale Temperaturauswertung des europäischen Satelliten-Überwachungssystems Copernicus. Seit 11 Monaten – von Juni 2023 (rote Kurve) bis April 2023 (gelbe Kurve) – befindet sich die globale Durchschnittstemperatur ohne Unterbrechung auf Rekordhöhe.
"Stehen die Wettersysteme oder bewegen sie sich? Das ist die Kardinalfrage."
Mit der Wärme ist sehr viel Potential für extremes Wetter da. Ob das allerdings sintflutartiger Regen oder Trockenheit wird, hängt von der Großwetterlage ab. Stehen die Wettersysteme oder bewegen sie sich? Das ist die Kardinalfrage.
8. Mai 2023, die Wettersysteme wandern: Ein Tief nach dem anderen zieht vom Atlantik kommend durch. Am Satellitenbild regnet sich noch ein Italientief über Österreich aus, aber draußen am Atlantik vor den britischen Inseln wartet schon das nächste Regentief, das - vom Westwind angeschoben - auf den Kontinent drängt.
Situation 1: Die Wettersysteme stehen – Gründächer lindern die Hitze
Stehen die Wettersysteme - und das machen sie häufiger als früher – und kommt ein Hoch über unseren Köpfen nicht mehr vom Fleck, dann schlägt die Wärme wie der Föhn im Badezimmer zu: Die warme Luft saugt an Feuchtigkeit auf, was sie kriegen kann. Je wärmer die Luft ist, desto begieriger macht sie das und desto schneller wird es trocken und immer heißer.
Ein Gründach ist dann die reinste Wohltat: Die Verdunstung über die Blätter am Dach kühlt die Luft und lindert damit den Hitzedruck – das gilt genauso für die Umgebung wie für das Gebäude darunter.
Situation 2: Die Wettersysteme wandern – Gründächer puffern Hochwasser
Wandern die Wettersysteme, wie sie es derzeit machen, und ein Tief nach dem anderen zieht mit Regen durch, dann wird es feuchter als früher. Wieder liegt es an der Wärme: Nicht nur die Luft ist laut Copernicus so warm wie nie, auch der Atlantik ist so warm wie noch nie. Das ergibt quasi eine „Win-win-Situation“ für die beiden: Der warme Ozean will Wasser loswerden, die warme Luft ist auf der Suche nach Wasser. Am Ende zieht Luft mit ausgiebig Wasser beladen zum Kontinent – die Regenfälle sind ergiebiger als früher.
Wieder sind Gründächer hier die Antwort: Sie nehmen die Regenfälle auf und als effektive Entsiegelung wird das überschüssige Regenwasser direkt in den Grundwasserkörper geleitet. Dadurch werden Überschwemmungen, speziell im städtischen Bereich, harmloser und Grundwasser wird für trockene Phasen aufgebaut.
Fazit
Die globalen Luft- und Wassertemperaturen befinden sich auf Grund des Klimawandels seit 11 Monaten auf einem noch nie dagewesenen Höhenflug. Mit der Wärme zeigt das Wetter zwei Gesichter: Entweder bleiben die Tiefdruckgebiete draußen am Atlantik (stehendes Wettersystem) und es kommt schnell zu Trockenheit. Oder die Tiefdruckgebiete ziehen vom Atlantik nach Europa (sich bewegendes Wettersystem, vulgo Westwetter), dann kommt es zu verstärkten Regenfällen und Überschwemmungsgefahr. Gründächer lindern beide Extremwettermuster sehr effektiv. Die Reaktion von immer mehr Gemeinden, die Begrünung von Flachdächern vorzuschreiben, ist damit nur folgerichtig und vernünftig.