Kategorie: Der Klimajäger klärt auf
Schon mal vom Klimawandel betroffen gewesen?

Andreas Jäger
veröffentlicht am 23.7.2025
Mit Sicherheit. Jede und jeder von uns. Vor allem vor der Hitze gibt es kein Entkommen. Jahr für Jahr purzeln die Temperaturrekorde. Allein 2024 haben weltweit 3,3 Milliarden Menschen drückende Rekordtemperaturen erfahren. Die Anpassung an den Klimawandel ist ein sine qua non, ohne die es nicht geht. Gründächer sind da ein wichtiger Teil der Lösung.
„Wir sitzen in einer der wetterempfindlichsten Regionen der Welt“
Sich vor Hitze, Trockenheit und Starkregen zu schützen, ist für uns alle das Gebot der Stunde. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass die Länder im Süden den Klimawandel stärker zu spüren bekommen als wir. In Wahrheit können sich diese Länder nur schlechter gegen den Klimawandel wehren. Tatsache ist, dass wir in einem der Hotspot des Klimawandels sitzen: Wir wohnen in den Mittleren Breiten und speziell in Europa in einer der klimaempfindlichsten Regionen der Welt. Und das Klima hat sich schon gewandelt.
Das Wetter stockt dreimal öfter als früher
Was uns in Europa und gerade in Österreich prägt, sind Westwinde. Sie schieben abwechselnd ein Tief und ein Hoch nach dem anderen vom Atlantik über den Kontinent. Drei Tage Regen, drei Tage Sonnenschein usw., so hat man früher gesagt. Das hat sich geändert. Neue Untersuchungen beweisen, dass die Westwinde nicht nur schwächer, sondern die Hoch- und Tiefdruckgebiete auch größer und langsamer geworden sind. Zeitweise kommen diese Drucksysteme vollständig zum Stehen. Die Meteorologen nennen das Phänomen „Blocking“, weil sich nichts mehr bewegt, die Atmosphäre leidet quasi unter „Verstopfung“.
Stehen Hochs und Tiefs, hört es – vereinfacht gesagt – nicht mehr auf zu regnen oder die Sonne scheint unaufhörlich vom blauen Himmel – je nachdem, wo man sich örtlich befindet. Die einen leiden dann unter lähmender Hitze, die anderen unter Überschwemmungen. Zum Beispiel im Jahr 2010: 40 Grad in Russland, 55.000 Tote, massive Ernteausfälle mit weltweitem Weizenmangel, schwere Wald- und Torfbrände - und exakt zur gleichen Zeit schwere Überschwemmungen in Pakistan mit dem fünffachen der normalen Monsunregenfälle, 23 Millionen Betroffenen, 1700 Todesopfern, langfristige landwirtschaftliche Schäden und einer humanitären Krise.

"Speziell seit den 80er-Jahren kommt unser Wetter immer öfter zum Stehen"
Neue Untersuchungen zeigen nun, dass in den vergangenen 70 Jahren - und speziell seit den 1980ern - unser Westwetter immer öfter zum Stehen kommt: Früher geschah das typischerweise einmal im Jahr. Da freuten wir uns über stabiles Badewetter im Sommer oder über blauen Himmel zum Skifahren im Winter. Mittlerweile baut sich ein derartiges Blocking ca. dreimal im Jahr auf – und die Auswirkungen werden immer drastischer.
##2024: 4 Milliarden Menschen von langen Hitzewellen betroffen
Ist das wirklich der Klimawandel? Hätte das nicht früher auch schon passieren können? Seit wenigen Jahren haben Meteorologen ein kniffliges statistisches Verfahren entwickelt, um diese Frage zu beantworten. Dazu werden Klimamodelle zum einen mit den Treibhausgasen wie vor 150 Jahren gerechnet und zum anderen mit den heutigen CO2-Werten - und dann verglichen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Im Zeitraum vom 1. Mai 2024 bis 1. Mai 2025 haben 4 Milliarden Menschen, die Hälfte der Weltbevölkerung, Hitzewellen erlebt, die mindestens einen Monat länger waren, als es früher möglich war. Eine weitere Tatsache: 3,3 Milliarden Menschen mussten 2024 Rekordtemperaturen erfahren, wie sie noch nie zuvor gemessen wurden.
Die Auswirkungen dieser Rekorde sind so fatal wie vielfältig: Von Ernteschäden, Produktivitätseinbußen in der Industrie bis zu massiven Störung der Energieversorgung. Erst im Juni mussten beispielsweise in Frankreich die Atomkraftwerke an der Loire wegen der Hitzewelle abgeschaltet werden, um die Fische nicht durch zu heiß gewordenes Kühlwasser zu gefährden.
Gründächer für die doppelte Linderung
Ob wir als Menschheit die Klimaerwärmung endlich stoppen, damit es nicht noch heißer wird, steht in den Sternen. Sicher ist nur, dass wir mit den vermehrten Hitzewellen werden leben müssen. Da hilft kein lamentieren und verneinen.
Was wir aber für uns persönlich und unsere nächste Umgebung tun können: Wir bepflanzen unsere Dächer. Mit einem Gründach können die Hitze am Dach aussperren und die Umgebung über die Verdunstung der Pflanzen kühlen. Gründächer sind ein unverzichtbarer Teil der Linderung der Klimakrise.