Kategorie: Der Klimajäger klärt auf
Hochwasserkatastrophe - Gründächer Teil der Lösung
Andreas Jäger
veröffentlicht am 27.9.2024
Auch Wochen nach dem verheerenden Hochwasser Mitte September sind die Aufräumarbeiten nicht vorbei und die Kosten enorm. Wie können wir Hochwasser in Zukunft verhindern oder wenigsten abmildern? Zum einen müssen wir sintflutartigen Regen in noch größeren Mengen puffern und zum anderen Regen so schnell es geht in den Grundwasserkörper versickern lassen. Bei beidem leisten Detentions-Gründächer ihren Beitrag.
"An der Kamp hätte es viel schlimmer kommen können."
Es hätte am 15. September wie damals beim verheerenden Hochwasser 2002 an der Kamp viel schlimmer kommen können: Vor über 20 Jahren schenkte man den Regenvorhersagen der Meteorologen zu wenig Glauben, zu oft lagen damals die Meteorologen mit den prognostizierten Regenmengen falsch. Folglich wurde der Wasserstand am Ottensteiner Stausee trotz heftiger Regenvorhersage nicht abgesenkt – und so nahm die Katastrophe an der Kamp vor zwei Jahrzehnten ihren Lauf.
"Der wechselseitige Anstieg des Ottensteiner Stausees und der Kamp wurden geschickt ausbalanciert."
In der Zwischenzeit sind wird schlauer geworden und sind speziell am Kamp besser vorbereitet: Die Koppelung der Regenvorhersage mit dem Wassermanagement am Stausee wurde in den vergangenen 22 Jahren perfektioniert – indem man Regenvorhersagen und Flusspegel konsequent zusammenführte. Die Computerberechnungen der meteorologischen Wettermodelle „fließen“ seit damals direkt in die Pegelmodelle der Hydrologen. Dadurch ist ein effektives Wassermanagement erst möglich geworden.
Gemessene Regenmengen von 12. September bis 16. September in Österreich von GeoSphere Austria: Der sintflutartige Regen wurde bereits eine Woche im Voraus prognostiziert. Das machte zwischen dem Ottensteiner Stausee und der Kamp ein Wassermanagement möglich, das noch größere Überschwemmungen als 2002 im Kamptal verhinderte. Bild: GeoSphere Austria.
Jedes Flusssystem reagiert anders. Was von oben - wo und wann - als Regen vom Himmel fällt und wie die Bäche und Flüsse darauf anschwellen, ist hochsensibel und rechenaufwendig. Aber am Ende macht es sich bezahlt: Noch vor dem Starkregen Mitte September wurde der Ottensteiner Stausee aufgrund exakter Regenprognosen mit Augenmaß abgelassen - und so Platz für den kommenden Regen geschaffen. Aber auch später, während des Dauerregens, wurde der wechselseitige Anstieg des Ottensteiner Stausees und der Kamp geschickt ausbalanciert.
"Am Detentionsdach wenden wir im Kleinen an, was wir im Großen gelernt haben."
Am Detentionsdach hat man sich dieses erfolgreiche Wassermanagement schon länger abgeschaut. Auf einem Detentionsdach können bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter gepuffert und dann balanciert werden. Das passiert über eine Wetter-App: Sie steuert den vollautomatischen Wasserauslass am Detentionsdachs. Ist am Dach der Wasserspeicher voll, die Wetter-App sieht aber heranziehende Regenwolken, dann wird kontrolliert Wasser vom Dach abgelassen, um Platz für den kommenden Regen zu schaffen. Im Prinzip genau das, was Hydrologen im Kamptal machen, wenn sie den Ottensteiner Stausee entleeren.
Am Detentionsdach wird der Wasserstand mithilfe einer Wetter-App aktiv geregelt, dadurch kann sintflutartiger Regen aktiv gepuffert und die Kanalisation entlastet werden.
Am Detentionsdach wenden wir also im Kleinen an, was wir im Großen gelernt haben. Mehr noch: Das Wasser vom Detentionsdach wird nicht in die Kanalisation entlassen, sondern durch ein Rohr direkt in das Grundwasser geleitet – dort, wo wir es für die nächste Trockenheit brauchen.
Fazit
Am Detentionsdach wird die Wasserhöhe aktiv gesteuert. Dadurch kann sintflutartiger Regen bis 200 Liter pro Quadratmeter gepuffert und bei Bedarf auch aktiv in den Grundwasserkörper geleitet werden. Detentionsdächer sind im Klimawandel - mit seinen immer stärkeren Wolkenbrüchen - ein wichtiger Teil der Anpassung, um Schäden zu verhindern.