Kategorie: Gründach Technologien
Pflegetipps für Gründächer
Florian Jauk
veröffentlicht am 8.11.2023
Gründächer bestehen aus einer vielfältigen Pflanzenwelt, von verschiedenen Sedum-Arten bis hin zu farbenfrohen Blühpflanzen. Die Dachgärten sind aber weit mehr als nur ästhetische Ergänzungen in der Landschaft, denn sie fungieren als grüne Lungen inmitten von Beton und Stahl, die unsere Städte nachhaltiger und lebenswerter machen. Damit die urbanen Oasen ihre Vorteile voll und ganz ausspielen können, ist die richtige Pflege entscheidend.
Extensives vs. Intensives Gründach
Bei der Frage, wie man Gründächer pflegt, ist es zuerst einmal wichtig, zwischen extensiven und intensiven Gründächern zu unterscheiden. Ein extensives Gründach ist eine Art von Dachbegrünung, auf der auf einer dünneren Substratschicht von 8 bis 15 cm meist Sukkulenten gepflanzt werden. Diese Pflanzen können selbst Wasser speichern, da sie verdickte Blätter, Stängel oder Wurzeln haben, weswegen meist Sedum als sogenannte Zielvegetation auf extensiven Gründächern verwendet wird. Im Vergleich zu intensiven Gründächern, die größere Substratschichten haben und auf denen eine nahezu unbegrenzte Auswahl an Pflanzen kultiviert und etabliert werden kann, sind extensive Gründächer leichter - auch in der Pflege.
Sedum ist eine der Pflanze, die am häufigsten auf extensiven Gründächern vorkommen.
Die richtige Pflege
Gehen wir am Beispiel eines extensiven Gründachs von einem solchen mit Sedumpflanzen aus. Wie wir bereits wissen, ist Sedum sehr robust und braucht weder viel Wasser noch große Mengen an Dünger. Ein Detentionsdach, das Niederschlag anstaut und dem Sedum bei Bedarf zur Verfügung stellt, muss bei lang anhaltenden Trockenperioden nicht extra gegossen werden. Auch Düngen ist hier nicht notwendig, denn die Substratschicht sorgt für eine langfristige Versorgung der genügsamen Pflanzen mit ausreichend Nährstoffen und das Sedum-Gründach grünt sowohl im Sommer als auch im Winter.
Sollten Sie sich für ein intensives Gründach entscheiden, ist eine intensivere Pflege von Nöten. Wie oft tatsächlich Hand angelegt werden muss, hängt ganz von der gepflanzten Vegetation ab: Bäume müssen geschnitten werden und wenn auf dem Gründach Gemüse angebaut wird, erhöht sich natürlich der Pflegeaufwand. Vergleichbar ist die Pflege eines intensiven Gründachs mit der eines normalen Gartens. Auch hier gilt: Wer auf ein Detentionsdach setzt, braucht sich keine Gedanken um das Gießen und das Düngen machen.
Unkrautbekämpfung und regelmäßige Arbeiten am Dach
Das wohl wichtigste Thema bei der Gründach-Pflege ist die Unkrautbekämpfung. Denn die Samen vieler unerwünschter Pflanzen können durch den Wind, Vögel oder Kleintiere auf das Dach gelangen und dort langsam aber sicher die Zielvegetation verdrängen, wenn diese lückenhaft oder nicht flächendeckend vorhanden ist. Die Lösung ist eine geschlossene Pflanzendecke, da diese viel zu wenig Licht durchlässt, welches die „Fremdsamen“ zum Keimen und Wachsen unbedingt benötigen. Glücklicherweise sind die Pflanzen auf einem Gründach auch sehr widerstandsfähig und können mit schwierigen Bedingungen wie extremer Hitze und Trockenheit umgehen, was Unkraut das Überleben zusätzlich erheblich erschwert. Manchmal schaffen es jedoch einige Beikräuter trotzdem, auf dem Dach zu überleben. Deshalb sollte das „junge“ Gründach – vor allem in den ersten Jahren bis zur Entwicklung einer geschlossenen Pflanzendecke - regelmäßig auf unerwünschten Fremdbewuchs kontrolliert werden, der dann möglichst rasch per Hand entfernt werden muss. Die einfachste Möglichkeit, einen sogenannten Reihenschluss möglichst schnell zu erzielen, ist eine vorkultivierte, fertig bewachsene Vegetationsmatte, die beim Errichten des Gründachs wie ein Teppich auf dem Dachsubstrat ausgerollt wird.
Auch bei Gründächern gilt: Fremdbewuchs sollte regelmäßig entfernt werden. Bild: jakub_rutkiewicz.
Ist die Dachbegrünung erst einmal flächendeckend vorhanden, ist der Pflegeaufwand nahezu vergleichbar mit jenem auf ordinären Kiesdächern. Lediglich das Gießen oder Bewässern bei Dürreperioden ist als zusätzlicher Aufwand zu sehen. Sogar dieser Aufwand kann bei entsprechend dimensionierten Detentionsdächern eingespart werden.
Im Herbst kann – vor allem auf extensiven Gründächern – Laub von den Bäumen fallen. Dieses sollte regelmäßig entfernt werden, da sich sonst eine dichte Schicht über den Pflanzen bildet, wodurch diese „ersticken“ könnten. Vor dem Wintereinbruch lohnt sich also eine Inspektion auf dem Gründach. Mindestens einmal im Jahr sowie nach extremen Witterungsereignissen müssen Dächer grundsätzlich sowieso inspiziert und gewartet werden. Dazu zählen die Kontrolle der Funktionstüchtigkeit von Dachabdichtungen oder Dacheindeckungen und deren Anschlüsse sowie die Reinigung von Dachrinnen und Dachabflüssen. Natürlich sollten auf allen Arten von Dächern unerwünschte Ablagerungen und gegebenenfalls Fremdbewuchs entfernt werden. Für eine professionelle, sichere und protokollierte Inspektion und Wartung ist es sehr ratsam, Fachpersonal hinzuzuziehen.
Die Wartung eines Gründachs sollte vom Profi vorgenommen werden. Bild: wirestock.
Fazit
Der Pflegeaufwand eines Gründachs ist abhängig von der Auswahl der Bepflanzung und der Technik, über die das Dach verfügt. Jedenfalls ist Gründach-Pflege wichtig, um die Gesundheit des Daches zu erhalten und sicher zu stellen, dass es seine ökologischen, ökonomischen und ästhetischen Vorteile vollends ausspielen kann.
Das kann in den ersten Jahren anspruchsvoller sein, aber der langfristige Nutzen in Bezug auf Energieeffizienz, Umweltschutz und Lebensqualität macht den Aufwand lohnenswert. Denn ein gut gepflegtes Gründach kann zu einer wahrlich grünen Oase in urbanen Gebieten werden und nachhaltige Vorteile für die Umwelt und die Menschen auch am Land bieten.