Mit smartem Wasservorrat in den Frühling

veröffentlicht am 20.2.2024

Kategorie: Der Klimajäger klärt auf

Mit smartem Wasservorrat in den Frühling

Andreas Jäger

Andreas Jäger

veröffentlicht am 20.2.2024

Seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat der Frühling einen Zahn zugelegt. Die Vegetation erwacht aufgrund der Wärme zeitiger aus der Winterruhe. Beispielsweise blühen Hasel oder Marille zirka zehn Tage früher. Damit brauchen die Pflanzen insgesamt mehr Wasser als früher, auch am Gründach. Zum Glück gibt es Abhilfe: die Wasserressource am „Detentions“-Gründach.

Die Dürregefahr hat sich mit dem Klimawandel dramatisch erhöht. Drei Effekte schaukeln sich auf: Zum Ersten hat sich die gesamte Vegetationsphase vom Frühling bis in den Herbst um Wochen verlängert und damit ist der Wasserverbrauch in Summe gestiegen. Zum Zweiten ist die Luft wärmer als früher und trocknet den Boden und die Blätter schneller aus. Und zum Dritten hat sich ganz besonders in Europa das Wetter geändert: Lang anhaltende und heiße Wetterphasen sind häufiger geworden.

"... übers ganze Jahr gesehen fällt nicht weniger Regen, es ist allerdings zwischendurch länger heiß und trocken."

Zunahme der Hitzetage anhand der Steiermark: Die Mittlere Anzahl der Hitzetage über 30° steigt ohne Anstrengungen im Klimaschutz bis zum Ende des Jahrhunderts von 3,8 Tagen auf 20,3 Tage an, das ist ca. das fünffache. Das ist repräsentativ für ganz Österreich und bedeutet eine massive Zunahme von Trockenheit. Um schwere Dürren zu vermeiden, brauchen wir dringend ein anderes Wassermanagement.

In der Westwindzone der mittleren Breiten, in und von der wir leben, sind wir es seit jeher gewohnt, dass abwechselnd Hoch- und Tiefdruckgebiete über unsere Köpfe ziehen. Zuerst ein Tief mit Regen, dann ein Hoch mit Sonne, dann wieder ein Tief mit Regen, dann wieder ein Hoch mit Sonne und so weiter. Ein ständiger Wetterwechsel innerhalb von wenigen Tagen war bei uns immer normal und das über Wochen dauernde Schönwetter im Sommer schon immer die Ausnahme. Das hat sich geändert. Stabiles Sommerwetter mit heißeren Temperaturen ist messbar häufiger geworden und damit die Gefahr einer Dürre wesentlich höher. Auf den Punkt gebracht: In Summe, übers ganze Jahr gesehen, fällt nicht weniger Regen, es ist allerdings zwischendurch länger heiß und trocken. Damit müssen wir leben und uns an diese neuen Bedingungen anpassen – und Wasser als wertvolle Ressource begreifen.

Der smarte Wasserspeicher am Dach

Am Gründach haben wir zwei Möglichkeiten, uns dem Klimawandel anzupassen: Wir können ganz einfach mehr Substrat auflegen, weil dann mehr Wasser für trockene Wetterphasen gespeichert wird ODER wir richten uns am Dach einen regulierbaren Wasserspeicher ein – das sogenannte Detentionsdach.

Das Detentionsdach

Ein Detentionsdach kann Gründächer auch in längeren Trockenphase mit Wasser versorgen.

Vom Prinzip her ist mehr vom wertvollen Substrat am Dach eine wunderbare Lösung. Es saugt sich mit Wasser voll und Pflanzen haben länger zu trinken, daher sind 20 cm Substrat besser als nur 10 cm. Der Pferdefuß dabei: Die Statik am Dach hält in vielen Fällen das zusätzliche Gewicht nicht aus. Das Detentionsdach, quasi eine Badewanne am Dach, schlägt dem ein Schnippchen.

"Unsere Dächer haben im Sommer eine Stabilitäts-Reserve, die wir für das Detentionsdach wunderbar nützen können."

Wie ist das möglich, Wasser ist doch schwerer als Substrat? Die Lösung ist so einfach wie einleuchtend: Die Stabilität unserer Dächer ist aus vernünftigen Gründen für den Extremfall im Winter ausgelegt: Sie müssen Schneelasten tragen können, ohne einzuknicken. Und die Last kann wirklich schwer wiegen: Bei einem Meter Schnee am Flachdach sind das bei Neuschnee ca. 300 kg pro Quadratmeter, bei Altschnee sogar bis zu 900 kg pro Quadratmeter. Das bedeutet: Unsere Dächer haben im Sommer eine Stabilitäts-Reserve, die wir für das Detentionsdach wunderbar nützen können.

Wie funktioniert ein Detentionsdach?

Im Ergänzung zu einem Retentionsdach, das Wasser am Dach nur zurückhält, kann am Detentionsdach der Wasserstand völlig frei reguliert werden. Je nach Bedarf. Im Sommer wird das Regenwasser vorzugsweise als Reserve zurückgehalten, um die Pflanzen sicher über die Trockenheit zu bringen. Im Extremfall von starken Regenfällen dagegen – der mit dem Klimawandel immer öfter sintflutartig ausfällt - kann das alte Wasser am Dach vorsorglich abgelassen werden, um Platz für den Starkregen zu schaffen. Genauso wird das Becken am Dach vor dem Winter entleert, um das Dach für die Schneelast freizugeben. Dieses smarte Stausystem erlaubt es, viele Dächer auch im Nachhinein noch zu Gründächern umzubauen und damit massiv aufzuwerten.

Warum ist Wasser am Gründach so wichtig?

Der große Segen der Gründächer ist die Verdunstungskühlung des Gebäudes und der Umgebung. Auf einem Gründach können pro Quadratmeter gut und gerne 10 Liter Wasser über den Bewuchs verdunsten und damit eine Kühlleistung von über 6000 Wh pro Quadratmeter bringen. Eine Kühlung, die wir im Sommer zunehmend brauchen und viel Strom für Kühlgeräte spart. Funktionieren kann der Effekt allerdings nur, solange das Substrat nicht trockengelaufen ist. Bekommen die Pflanzen kein Wasser mehr, geht die Kühlleistung gegen null. Die intelligent gemanagte Wasserreserve am Detentionsdach verhindert das.

Fazit

Der zeitigere Frühling, die heißeren Temperaturen und die längeren Trockenphasen haben den Wasserbedarf der Pflanzen nach oben geschraubt. Der Wasservorrat von smart gemanagten Detentionsdächern verhindert die Austrocknung des Bewuchses und stellt die wertvolle Verdunstungskühlung sicher.

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