Wie man über ein Gründach stolpert

veröffentlicht am 15.11.2024

Kategorie: Der Klimajäger klärt auf

Wie man über ein Gründach stolpert

Andreas Jäger

Andreas Jäger

veröffentlicht am 15.11.2024

Wenn es gut läuft, passieren die richtigen Dinge wie von selbst. Genauso ist es Martin Grießenböck (li) ergangen. Bei einem seiner Bauprojekte nahe Innsbruck gab es ein Problem mit der Versickerung und er brauchte eine Lösung. Prompt stolperte er wie zufällig über zwei Dinge: Das Detentionsgründach als Lösung seines Problems und Christian Auer (re), den versierten Dachdecker der das Wunderding baut. Ein Glücksfall.

Wohnanlage „Am Bichl III“ in Igls oberhalb von Innsbruck in Tirol. Bestehend aus fünf Gebäuden mit Gründächern in Detetentionsausführung. Bild: Innsbrucker Immobiliengesellschaft.

Der Reihe nach. Martin Grießenböck ist Bauleiter bei der Innsbrucker Immobiliengesellschaft und ist von Anfang an für das Projekt „Wohnanlage am Bichl III“ in Igls oberhalb von Innsbruck verantwortlich. „Am Bichl III“ sollte nach der Ausschreibung eine „zeitgemäße Wohnanlage in Passivhausqualität“ werden und wurde dementsprechend ausgeführt: Insgesamt 50 Wohnungen mit „hohem Wohnkomfort“, davon 33 geförderte Mietwohnungen und 17 leistbare Eigentumswohnungen. Die beinahe fertiggestellten Gebäude „spannen einen neuen Siedlungsraum in die Landschaft und erzeugen einen Raum mit eigenständiger Identität“, so aus dem Wettbewerbsprotokoll der Jury. Natürlich alles mit größtmöglicher Nachhaltigkeit, wie minimalster Bodenverberbrauch und grünem Verkehrskonzept – eben ein Vorzeigeprojekt. Bis auf eine Schwierigkeit in der Umsetzung.

Das Problem mit dem Versickern

Man denkt nicht gleich daran, aber nach dem „Leitfaden zur Entsorgung von Oberflächenwässern“ des Landes Tirol, sollen alle Niederschlagswasser, einschließlich der Dachwässer vor Ort versickern und dem Grundwasser zugutekommen. Durchaus sinnvoll.

"Der Untergrund ist hier sehr lehmig und lässt daher nur schwer Wasser durch."

Das ist aber in Igls gar nicht so leicht. „Der Untergrund ist hier sehr lehmig und lässt daher nur schwer Wasser durch“, schildert Martin. Wie sollte man das Versickern möglichst effizient und kostensparend umsetzen? „Dann bin ich auf das Detentionsgründach gestoßen. Das war ganz klar die Lösung!“ Das Regenwasser nicht abfließen zu lassen, sondern am Dach sammeln und dosiert abgeben und sogar verwenden, das überzeugte Grießenböck sofort. Aber es kam noch besser.

Der Skeletonfahrer am Dach

Man muss wissen, nicht jeder Dachdecker traut sich über ein Detentionsdach. Das Detentionsgründach ist nicht einfach ein Dach mit Wiese. Das Beste am Detentionsdach sieht man gar nicht. Das Besondere ist - salopp gesagt - die „Badewanne“ unter dem Bewuchs, deren Wasserstand nach Bedarf reguliert werden kann. Das ist anders als gewohnt und herausfordernd, aber handwerklich schon lange kein Problem mehr. Trotzdem scheuen viele davor zurück. Nicht jedoch Dachdecker Christian Auer.

"Wer sich als junger Mann kopfüber in die Bobbahn in Igls stürzt, dem ist Angst vor Neuem wahrscheinlich fremd."

Was man wissen muss: Christian ist Vizeolympiasieger und Vizeweltmeister im Skeletonfahren. Wer sich als junger Mann kopfüber in die Bobbahn in Igls stürzt, dem ist Angst vor Neuem wahrscheinlich fremd. „Beim Sport habe ich gelernt, dass man immer das Neue, das Bessere, das Schnellere suchen muss. Wenn du dich nicht weiterentwickelst beim Sport, hast du verloren. In diesen Zeiten ist das auch bei Dächern so.“, ist Christian Auer überzeugt. So war Christian einer der ersten, der sich an die damals neuartigen „Detentionsdächer“ wagte. Von ihrer Haltbarkeit und Sinnhaftigkeit ist er schon lange zutiefst überzeugt. Mittlerweile durfte er bereits einige dieser grünen Dachoasen in Tirol vollenden.

"Am Bichl III", 30. September 2024: Die Folie ist von Christian Auer aufgetragen und dicht. Nun kann der Aufbau des Gründachs beginnen. Bild: Martin Grießenböck.

Fünf Dachgärten

Bei der Anlange „Am Bichl II“I will man aber noch weiter hinaus. Nicht zuletzt auf Anregung von Christian sollen aus den Gründächern fünf verschieden bunte Oasen werden: Auf drei Dächern ist jeweils ein Kräutergarten, eine Magerwiese und eine extensive Begrünung geplant. Auf den restlichen zwei Dächern will Martin Gemüsegärten mit einem Kürbisfeld, Radieschen, Tomaten und ähnlichem anlegen. Am Ende sollen vielfältig blühende Dachgärten gedeihen, die Besuchergruppen aus ganz Tirol anlocken werden, ist sich Martin sicher: „Ich werde hier in der Anlage mehr auf den Dächern stehen als unten am Platz!“, lacht er.

Fazit

Der fünf im Entstehen begriffenen Dachgärten der Anlage „Am Bichl III“ werden über Tirol hinaus ein Vorzeigeprojekt. Mit ein bisschen Glück, werden sie Schule machen, weil sie die Welt besser machen. Und alles nur, weil sich Mut und guter Wille, eine großartige Idee und eine perfekte Ausführung in Igls gefunden haben.

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